Denn morgen um kurz nach 2 Uhr morgens (also eigentlich übermorgen) flattert mein Flieger in die Heimat ab. Schön, schöner, schöner Mist.
Also ab jetzt, damit mir wenigstens noch ein Tag
in Bangkok bleibt. Und "one night in Bangkok", versteht sich.
Ich lasse mich von "Strong Girl" (der
kleinen, hübschen Thai in den Armeehosen) bei "May Massage" noch
einmal ordentlich verbiegen. Sie weiß, dass ich am nächsten Tag abfliege,
schaut mich tatsächlich vorwurfsvoll an. "You come back !" befiehlt
sie und stemmt dabei die Hände in die Hüften. "Yes, Ma'am, at your service,
Ma'am !" gebe ich zackig zurück.
Sie vergisst, vorwurfsvoll zu schauen, schubst
mich lachend auf die Liege. Dann zieht sie den Vorhang rundum zu, wie es immer
gemacht wird.
Aber diesmal ist es ein bisschen anders.
Normalerweise wird man bei der Thaimassage nur mit
Händen, Füßen, Knien und Ellbogen berührt.
Diesmal werde ich – tja, wie sage ich das jetzt am
besten - "vollflächig" berührt. Strong Girl massiert wie immer; aber
mit deutlich mehr Körperkontakt. Die Massage ist kräftig, die "Zusatzberührungen"
dagegen sind sanft, fast zärtlich. Ich bin etwas überrascht, weiß zuerst gar
nicht, was ich davon halten soll, bin tatsächlich etwas verunsichert.
Dann genieße ich es einfach. Nein, kein Sex, kein
"special", die starke Frau zieht sich auch nicht aus.
In einer Männerrunde mit viel Bier auf dem Tisch
und noch viel mehr Bier in mir hätte ich jetzt vielleicht ein bisschen auf die
Brause gehauen, geschickt so erzählt, dass man sich eine Meeeenge zwischen den
Zeilen würde denken können. Aber so war's nun mal nicht.
Manchmal liegt sie komplett auf mir, ich spüre die
Wärme ihres Körpers als wäre nichts dazwischen. Es fühlt sich gut an, aber das
würde ich nie zugeben. Sie streichelt mich, fast überall, lacht mich immer
wieder an, stupst mich hin und wieder mit der Nase, legt meine Hände, wenn sie
im Weg sind, nicht wie sonst zur Seite, sondern in ihren Schoß, auf ihren Hintern.
Ich denke mit mir hadernd darüber nach, die Massage
auf zwei Stunden zu verlängern, lasse das dann aber doch. Nee, gar nicht erst
in Versuchung geraten.
Nach einer Stunde fühle ich mich einfach nur klasse,
als ich meinen Ingwertee schlürfe, "Strong Girl" mich mit dem Schalk
im Nacken immer wieder angrinst, mir zwischendurch ein paarmal sanft über Brust
und Bauch streichelt.
May kommt vorbei, schaut, kichert und geht wieder,
als "Strong Girl" ein bisschen rot wird. May hat mir am Tag zuvor unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten, dass mich "Strong Girl" verdächtig gerne mag.
Wir verabschieden uns; ich mit einem leise
wehmütigen Gefühl. Besser so...
Draußen werden meine Blicke in Windeseile abgelenkt:
Eine Thai liegt auf einem Holzgestell und schläft, den durchaus sehr
wohlgeformten Hintern zu mir.
Fragt irgendeinen beliebigen Mann: Da kann man
nicht wegschauen. Geht nicht !
Jaaaa, ich habe ein Foto davon. Sogar mit ihrem Einverständnis aufgenommen. Aber das rücke ich nicht raus !
Jaaaa, ich habe ein Foto davon. Sogar mit ihrem Einverständnis aufgenommen. Aber das rücke ich nicht raus !
Ich setze mich ihr gegenüber. Denn sie liegt vor
einem kleinen Stand, auf dem "Travel Tickets" steht.
Sie wird wach, ich grinse sie an. Sie wird rot,
stottert, entschuldigt sich für Ihr Schlafen. Dann fragt sie nach meinen
Bändchen am Handgelenk, die in Thailand auf eine Hochzeit hinweisen. "You
married ?" fragt sie. Nö, ich nicht married. Sie strahlt mich an, findet
mich wohl ganz passabel, sagt mir das auch sehr deutlich.
Aber ich bin an einem Ticket interessiert, von Koh
Chang nach Bangkok. Gott sei's geklagt, getrommelt und gepfiffen...
Wir klären das Geschäftliche, ich überreiche 500
Baht, sie telefoniert kurz und meint, ich würde dann morgen früh um 10 am
"Resort" eingesammelt. Dann plaudern wir noch eine halbe Stunde, bis
Bernard, ein netter Belgier, den ich zuvor kennenlernte und mit dem ich mich
viele Stunden richtig gut unterhielt, vorbeigeschneit kommt und sich von mir
verabschieden möchte. Er ist traurig, dass ich gehe. Ich auch. Wir plaudern
eine gute Stunde, tauschen dann eMail-Adressen aus. Vielleicht treffen wir uns wieder
auf Koh Chang. Ich würde mich wirklich freuen; er ist ein unheimlich netter Kerl,
allerdings mit einem schweren Schicksal.
Bernard und ich auf dem Treppchen von "May Massage" |
Der restliche Tag und Abend verläuft einfach; mit
Essen, Trinken, einer Abschiedstour über die Nebenpfade des Dschungels, mit der
Verabschiedung an den beiden Tauchschulen, bei Michael, Georgy, seiner Frau und
seiner Mutter, bei den Mädels an der Bar.
Am nächsten Morgen packe ich meinen Kram zusammen,
lasse wie üblich alles Kleingeld in der Hütte liegen, zahle meine restliche
Zeche im Baumarkt, latsche kurz noch zu "May Massage" hinüber, um
mich zu verabschieden.
Vor dem Laden ist eine kleine Menschenmenge; ich
gehe mal hin. Da ist die Köchin vom Muay-Thai-Restaurant mit Kampf- und Mampfsport,
der Chef-Haudraufausbilder und noch ein paar Thai von der Schule, die mich alle
lachend begrüßen.
Es gibt eine richtig gute Nachricht: Das kleine
Restaurant wird verlegt. Ja, das ist eine gute Nachricht. Denn am Abend zuvor
gab es eine richtig schlechte Nachricht: Die Muay-Thai-Schule wird geschlossen,
wirft nicht genug Geld ab, der "Big Boss" in Bangkok (alle Big Bosses
scheinen in Bangkok zu sitzen) hat ein Machtwort gesprochen. Aus für die Schule;
und damit auch das Aus für das kleine Restaurant, Aus für das beste Pad Thai
der Insel. Schöner Mist !
Aber: Das Restaurant wird neu eröffnet, gleich an
der Hauptstraße in Baylan Bay. Man hat gerade die nötigen Verhandlungen
abgeschlossen, alle freuen sich. Ich auch. Und wie !
Ich verabschiede mich auch hier, latsche dann
notgedrungen zum "Happy Turtle", einem Tourierestaurant, in dem es nur
langweiliges Falang-Essen gibt, gleich nebenan. Zum Frühstücken ist's ok, jetzt besser kein
scharfes Thai-Essen, denn ich werde etliche Stunden in einem kleinen Minibus ohne
Toilette hocken. Sicher ist sicher.
Es ist kurz vor 10, ich zahle und pflanze mich
mitsamt gelbem großen und blauem kleinen Rucksack an der Straße auf;
sicherheitshalber warte ich hier - der Fahrer kennt garantiert nicht den fast
unsichtbaren Zugang zum "Resort".
Es wird 10, kein Minibus. Aber dafür rennt aufgeregt
plötzlich eine Thai auf mich zu; wieder mal die Thai, die sich im
"Resort" um alles kümmerte und mir die geheimnisvolle Frucht
schenkte. Der Fahrer ist da. Er wartet seit 10 Minuten am Zugang zum
"Resort".
Also, alles, was Recht ist: Wenn ein Thai Dir
sagt, dass Dich jemand da und da abholt – dann passiert das auch genau so ! Das
sollte ich mir endlich mal merken. :D
Ich steige ein, bin der erste Fahrgast. Klar, ich
bin ja auch der Einzige, der am Arsch der Welt (oder am Busen der Natur) abgestiegen
ist. Ich mache es mir gemütlich, spiele ein bisschen mit dem Tablet, während
wir nach und nach die anderen Passagiere einsammeln. Dann geht es flott bis nach
White Sands, quälend langsam durch den von Touristen zugestopften Ort, dann
herrscht Stillstand an der letzten Steigung vor der Fähre, da gerade zwei Autos
mit durchgebrannten Kupplungsbelägen liegengeblieben sind und vor sich hin
qualmen. Gorillas im Nebel. Ist da mal wieder jemand im dritten Gang... ?
Einsam wartet der Rucksack - natürlich an der falschen Stelle |
Wir erreichen die Fähre, warten 10 Minuten,
rumpeln auf das offenbar aus alten Konservendosen zusammengeschweißte Vehikel.
Ich gehe nach oben, trinke einen gefälschten Lipton-Eistee (ja, das Zeug wird hier tatsächlich gefälscht), genieße die frische Meeresbrise und schaue mit einem leeren Gefühl in der Magengegend zu Koh Chang zurück, deren Bergsilhouette langsam im noch blauen Morgendunst verschwindet.
Vertrauenerweckende Fährenkonstruktion aus Konvervendosen, Gabeln und Löffeln |
Ich gehe nach oben, trinke einen gefälschten Lipton-Eistee (ja, das Zeug wird hier tatsächlich gefälscht), genieße die frische Meeresbrise und schaue mit einem leeren Gefühl in der Magengegend zu Koh Chang zurück, deren Bergsilhouette langsam im noch blauen Morgendunst verschwindet.
An Land geht es wie die besengte Sau gen Bangkok,
der Fahrer heizt wie ein Geisteskranker – oder eben wie ein Nok-Air-Pilot. Hin
und wieder zieht einer der Mitreisenden bei einem besonders heiklen Überholmanöver
zischend die Luft zwischen den Zähnen ein; mich juckt das alles nicht, ich kenne
den Thai-Fahrstil: Überholen NUR, wenn Gegenverkehr kommt. Sonst nicht. Und im
dritten Gang, versteht sich.
Wir halten vor einer Raststätte. Vor, nicht an.
Denn wir stehen auf dem "Pannenstreifen" vor der Einfahrt, da sich
eine lange Fahrzeugschlange gebildet hat. So wie bei uns, wenn der Sprit einen
ganzen Cent weniger als am Tag zuvor kostet und man dann SO VIEL sparen kann.
Ich steige aus, hocke mich an einen Abwasserkanal,
sitze einfach nur still in der Sonne. Nach einer Viertelstunde quäle ich mich
auf die Beine und sehe nach, wieso es eigentlich zu dieser langen
Wartenschlange kommt. Der Sprit ist nicht einen Baht günstiger als am Tag
zuvor. Das Tanken dauert so lange. Wir sind nämlich mit Gas unterwegs. Und ein
Fahrzeug bei Thailandtemperaturen mit Gas zu betanken, dauert eine gute
Viertelstunde. Pro Fahrzeug. Daher die Schlange.
Hier wird Gas gegeben, aber gaaaaanz laaaaaangsam... |
Ich esse ein völlig uncooles Hörncheneis im
Cornetto-Stil, schaue ein bisschen dumm in die Gegend, dann geht es weiter.
Wieder mit reichlich Zunder unter den Pneus. Bis
wir uns dann Bangkok nähern. Die riesige Dunstglocke über der Stadt ist schon
von weitem zu erkennen. Aber diese Landmarke braucht es nicht, um zu erkennen,
dass man sich der Hauptstadt nähert. Es wird immer voller auf den Straßen, immer
langsamer geht es vorwärts. Bis zum Stillstand. Rush Hour, Verkehrskollaps. Kein
Problem, der Akku meines Tablets hält tapfer durch, es gibt noch etliche grüne Schweine
mit stinksauren Vögeln zu beschießen. Waidmannsheil !
Gegen 20 Uhr kommen wir in Bangkok an der Khaosan Road
an; nach acht Stunden im Minibus. Mit im Bus hockt noch ein Pärchen aus Holland,
von Anfang an an den typischen Würg- und Kotzgeräuschen beim Sprechen zu
erkennen. Nachdem sie mich mehrmals kurz hatten Englisch sprechen hören, danach
absolut sicher wussten, dass ich kein Deutscher sein kann (ich klinge halt überhaupt
nicht wie ein Deutscher), hetzen sie während der Fahrt öfter auf Holländisch über
Deutsche. Sie sind absolut sicher, dass ich sie nicht verstehen kann. Doch, doch...
:D Ich grinse mir meinen Teil dazu. Und schrieb deswegen auch den Satz mit den
Würg- und Kotzgeräuschen mit einem gewissen Genuss. :D
Sie waren noch nie in Bangkok. Ich staune über die
elaborierten Erklärungen, mit denen Mister Holländer seine Freundin über die
eine oder andere Besonderheit Bangkoks aufklärt. Der Mann hat schwer Ahnung.
Nur nicht von Bangkok.
Kurz vor dem Ziel macht sich leichte Unruhe breit;
die beiden wissen nicht, wie lange die Fahrt noch dauert, müssen bis zu einer bestimmten
Zeit im Hotel eingecheckt haben, damit die Buchungen nicht verfallen. Aha, das
klingt nach einer Hütte auf der Khaosan Road; da geht's zu wie im Taubenschlag,
da ist es immer rappelvoll, da verfallen auch Zimmerbuchungen. Ich schaue eine
Sekunde aus dem Fenster, packe meine Sachen in den Rucksack; als ich den
Reißverschluss zuziehe, hält der Minibus. Staunen auf den langen
Holländergesichern – der Typ schaut einmal kurz raus und weiß genau, wo er ist. (Eigentlich war das schon ein bisschen Raterei, aber
das wissen die beiden ja nicht.)
Wir steigen aus, ich schultere meinen Rucksack.
Die beiden Holländer stehen mitten im Trubel, fragen
sich auf holländisch, wo sie in diesem Chaos aus Menschen und Autos und Krach bloß
hin müssten.
Ich spreche sie auf Englisch an, erkläre ihnen,
dass sie zur Khaosan Road bloß ein paar Meter die Hauptstraße entlang, dann
nach links abbiegen müssten. Ganz simpel.
Sie bedanken sich artig, fragen, ob ich auch aus
Holland käme, da ich ja offenbar Holländisch verstünde. Nö, sage ich, aus
Deutschland. Die beiden werden dunkelrot. Ich grinse sie breit an und wünsche
ihn noch einen schönen Abend. Und frage mich, wie man eigentlich so blöd sein kann, mich als Holländer einzuschätzen. Wäre ich das, hätte ich die beiden doch wohl auf Niederländisch angesprochen. Herr, lass Hirn... :D
Dann latsche ich auf die Straße, stoppe den
Verkehr (nur so kommt man in Bangkok über eine Straße), gehe ein paar Meter,
atme den typischen Duft der Khaosan-Gegend und biege rechts in die Soi
Rambuttri ein.
Ich fuchtele mich durch die Menschenmassen,
erkenne vieles wieder, vieles nicht, biege in den Innenhof des "Rambuttri
Village and Plaza" ab, gehe den lauernden Maßschneidern aus dem Weg,
checke ein, schmeiße im sündhaft teuren Zimmer (18 Euro !!!) die Klimaanlage
an, meine Klamotten auf den Boden, und mich endlich unter die Dusche.
Hallo, Bangkok ! ;)
Hi Joern,
AntwortenLöschendurch die Suche nach einem für mich geeignetem Tablet (und da kann das Netz Segen und Fluch gleichzeitig sein), bin ich auf Deinen Blog gestoßen.
Was soll ich sagen: großartig, habe es in einem Rutsch gelesen; toller Schreibstil, der einen oft zum Schmunzeln bringt.
Danke dafür
mfG André
Hallo,
Löschenich schliesse mich hier an, es ist mir genauso ergangen. Und gelesen habe ich den Blog mit Vergnügen; eine positive Grundstimmung dringt aus allen Zeilen, die Lust auf das Reisen in diese Länder machen.
Alles Gute! (und weniger Ärger mit der Elektronik)
Otto